Freitag, 29. Juli 2016

Rezension: Suzanne Rindell * Die Frau an der Schreibmaschine


Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: btb
ISBN-13:
978-3442756322  
Preis: 19,99 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: September 2015

Übersetzer: Beate Brammertz 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Rose Baker ist Stenotypistin in einem New York City Police Department und in diesem Jahr 1923, wird sich ihr Leben total verändern. Sie bekommt nämlich eine neue Kollegin, Odalie Lazare und diese verkörpert die neue Welt, die langsam anbricht, sie trägt nämlich einen Bob, raucht und trinkt auch gern mal ein Glas Champanger. Für Rose ist sie am Anfang ein Dorn im Auge, immerhin zählen für sie noch die alten Werte, aber die Neugier und ihre Faszination nehmen immer mehr zu und so lässt sie sich am Ende auf eine Freundschaft ein. Odalie entführt Rose in Nachtclubs, öffnet ganz neue Sichten und zeigt ihr, wie man mit Männern spielt. Rose fühlt sich schockiert und angezogen zugleich und lässt sich immer mehr in Odalies Strudel hineinziehen, bis es am Ende kein Entkommen gibt. Was wird mit Rose passieren? Wer ist eigentlich diese Odalie? Kann solch eine Freundschaft gesund sein? 

Meinung:
Eigentlich mach ich mir aus Geschichten die in den zwanziger Jahren spielen so gar nix, aber der Klappentext und auch das Cover, haben mich förmlich angezogen und ja, auch ich erlag der Faszination. Wer möchte nicht wissen, wie die damalige Arbeit bei der Polizei aussah, welche Tricks diese dort angewandt haben, wie ging das ohne Technik von heute zustatten und welche Macht so eine Stenotypistin hat. Dazu kommt noch die Zeit des Charleston, der Flüsterkneipen und Frauen die anfangen sich den Männern gleichzustellen.

Rose ist im Waisenhaus aufgewachsen, recht einfach und bescheiden. Sie hat gelernt unscheinbar zu sein und dies bis zur Perfektion in ihren Leben umgesetzt. Zudem ist sie perfektionistisch in ihrer Veranlagung und will in ihrem Beruf die beste Arbeit leisten. So ist sie bei der Polizei gern die Stenotypistin und arbeitet besonders gern mit dem Sergeant zusammen, denn sie heimlich anhimmelt. Und dann taucht diese neue Kollegin auf und Rose fühlt sich in ihrer Position bedroht. Kritisch beäugt sie Odalie, ist streng und zeigt nicht nur einmal die kalte Schulter, aber innerlich ist sie total aufgewühlt. Rose beobachtet alle ihre Schritte, jede Geste wird analysiert und zerpflückt, ihre Art der Kleidung studiert und jeder Augenaufschlag kritisch beäugt. Je mehr sie sich in ihrer Beobachtung verliert, umso mehr fühlt sie sich auch hingezogen, ist fasziniert und merkt, dass sie doch die Nähe von Odalie sucht.

Aus den beiden Frauen werden erst Kolleginnen, dann Wohnzimmergenossinnen und am Ende wahre Busenfreundinnen. Rose steht zwar immer im Schatten ihrer strahlenden Freundin, aber das macht ihr nichts aus und so nimmt sie, ihre Veränderung gar nicht wirklich war. Allerdings bleibt Odalie immer ein Geheimnis für sie, erst langsam fällt ihr auf, dass da etwas mit ihren Erzählungen nicht stimmt und beißt sich daran fest, bis sie selbst merkt, dass sie der Strudel an Ungereimtheiten selber gepackt hat und in die Tiefe zieht.

Vom Klappentext her hatte ich irgendwie etwas anderes erwartet und war dann doch sehr erstaunt, dass alles so eine ganz andere Richtung angenommen hat. Ich hatte die Erwartung gehabt, dass Rose vielleicht in die Polizeiarbeit mehr eingreift, oder sogar selbst ermittend tätig wird, zur Spionin wird, oder etwas in dem Sinne, aber es kam für mich anders. Die Autorin nimmt sich ihren Figuren viel mehr an und dem Schein und Sein. Diese Geschichte spielt mit der Wahrnehmung, der Täuschung und den psychischen Abgründen. Dazu kommt noch die Atmosphäre eines New Yorks, der geheimnisvollen Partys und des feuchten Polizeireviers, dunkel, verborgen, still.

Suzanne Rindell schreibt hier eine sehr kompakte, sprachgewaltige und ausführliche Geschichte. Sie nimmt sich sehr viel Zeit für ihre Hauptfigur Rose und lässt sie wirklich jedes Detail genau beschreiben, jede Erinnerung haarklein Revue passieren und gerät dadurch oft etwas zur Langatmigkeit. Allerdings ist der Clou an der Geschichte, das Rose ihre Erinnerungen aus einer Anstalt heraus erzählt, je weiter man liest, um so mehr fragt man sich, was ist passiert. Das hat die Autorin recht geschickt gemacht, denn trotz der vielen Längen bleibt man am Ball, weil die eigene Neugier angestachelt wird. So liest man, wie sich ein Netz aus feinen Spinnenweben um Rose herum ausbreitet und sie immer mehr in die Dunkelheit verstrickt wird.

Der Rahmen und auch das Ende haben mir sehr gut gefallen und es ist wirklich eine sehr intelligent erzählte Geschichte, aber trotzdem konnte sie mich nicht ganz packen. Das liegt wohl zum Einen an unsere Hauptfigur Rose, die durch ihre Kälte und Unnahbarkeit, auch mich als Leser auf Distanz hielt und zum Anderen an den vielen, bis ins kleinste Detail beschrieben Erinnerungen. Klar waren die wichtig um vieles zu verstehen, oder zu versinnbildlichen, zogen sich aber sehr oft in die Länge und man musste sich eben auch öfters zum Dranbleiben zwingen. So war ich zwar sehr angetan von der Art des Romans und fühlte mich auch in das New York der Zeit zurück versetzt, aber der Lesespaß versteckte sich doch hinter mancher dunklen Ecke. Was ich mir allerdings extrem gut vorstellen kann, ist ein Film und der soll wohl auch kommen, der Stoff ist auf jeden Fall eine super Vorlage.
 
Henry und ich fanden die Geschichte sehr komplex und langatmig und vergeben deshalb drei Bücherpunkte:

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Über die Autorin:  

Suzanne Rindell promoviert derzeit über Amerikanische Literatur an der Rice University. Die Frau an der Schreibmaschine ist ihr erster, vielgelobter, extrem spannender Roman über Singlefrauen in den Roaring Twenties in New York City – und den ein oder anderen Mord. Leserinnen und Leser weltweit diskutieren voller Hingabe die überraschenden Wendungen und das nicht minder überraschende Ende des Romans. Kein Wunder, dass Keira Knightley in der geplanten Verfilmung Regie führen und die Hauptrolle spielen will.

Quelle: btb Verlag
 
 Vielen lieben Dank an den btb Verlag für dieses Rezensionsexemplar.


1 Kommentar:

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